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Geschichte

(Auszug aus dem Buch "Die Aargauer Gemeinden 1991")

Gräberfunde zeugen von Besiedlungen, die 800 bis 500 vor Christus bestanden haben. Der älteste urkundlich erwähnte Dorfname "Arne" findet sich im ältesten Einkünfteurbar des Klosters Engelberg von 1184 bis 1190, stammt aus dem Althochdeutsch und bedeutet "Ahorngehölz". Noch heute gedeiht diese Holzart, wie Forstsachverständige feststellen, besonders gut. Die zwischen Arni und Oberwil gelegene Fronwaldwiese, vom Kanton unter Naturschutz gestellt, birgt interessanterweise und in unserer Region sonst unbekannte voralpine Flora. Eine spurlos verschwundene Burg weist auf Besitztum kyburgisch-habsburgischen Adels hin. Durch Schriften ist nachgewiesen, dass das Zisterzienserinnenkloster Frauenthal um 1300 hier Höfe besass und auch Zehnten bezog. In einem Rechtsstreit um die Frage, ob Kartoffeln, damals eine neue Frucht, zehntenpflichtig seien, wurde von der zürcherischen Regierung 1767 in bejahendem Sinne und zugunsten der Klöster Frauenthal und St. Leodegar Luzern entschieden.

Von den Reformationswirren wurde die Bevölkerung nicht verschont, stand sie doch im religiösen Kampfgebiet und wechselte in der Folge kurzfristig zweimal den Glauben, blieb dann aber katholisch und der Kirche Lunkhofen zugeteilt. 1798-1803 war die Gemeinde dem kurzlebigen helvetischen Kanton Baden zugeordnet. Um 1900 zählte man noch 50 meist kleinere Landwirtschaftsbetriebe. Heute noch 12 Milchlieferanten! Als Nebenerwerb wurde dannzumal in vielen Häusern für die Seidenweberei in Hedingen Seide gewunden, für die Strohindustrie in Wohlen, damals noch in Blüte stehend, Stroh geschabt und "ghüetlet". Das Gewerbe bestand in jener Zeit aus vier Schuhmachern mit "Störarbeit" bei Kunden im Säuliamt, einem Schmied, einem Zimmermann, einem Küfer, drei Wirten und drei "Chrämern". 1939 gab es eine Gesamtschule mit 65 Kindern und einer einzigen Lehrkraft.

Mit diesen Ausführungen hatte unser Dorfchronist, alt Gemeindeammann Walter Rütimann, unsere Ortsgemeinde in der Erstausgabe 1978 vorgestellt. Inzwischen haben sich im politisch-gesellschaftlichen Bereich wie im äusserlichen Ortsbild bedeutende Veränderungen ergeben, fand doch einerseits auf den 1. Januar 1983 das Trennungsverfahren der Einwohnergemeinde Arni-Islisberg seinen Abschluss und ist anderseits die Phase hernach von einem beachtlichen Wachstum der Bevölkerungszahl in unserem Dorf gekennzeichnet.

Schon 1974 entschied sich eine Mehrheit der Stimmbürger der Gesamtgemeine Arni-Islisberg anlässlich einer Konsultativabstimmung für eine Trennung der beiden Ortsgemeinden und am 11. August 1977 wurde dieser Beschluss zur Verselbständigung von der Gemeindeversammlung erneut gutgeheissen. Damit sollte der seit Jahrzehnten bestehende, gesetzwidrige Zustand des Bestehens zweier Ortsgemeinden, ohne Integration in einer Einwohnergemeinde, dessen Anomalie von den kantonalen Instanzen, wenn auch geduldet, doch immer wieder kritisiert worden war, beendigt werden. Am 31. Oktober 1978 lehnte jedoch der Grosse Rat eine entsprechende, von Grossräten aus dem Kelleramt eingereicht Motion und damit die Möglichkeit eines Trennungsverfahrens ab. Erst das Gemeindegesetz vom 1. Juli 1981, welches in § 13 eine Aufhebung der noch bestehenden Ortsgemeinden bestimmt, brachte den mehrheitlichen Bürgerwillen nach politischer Selbständigkeit der beiden Orte zum Durchbruch. Die Gemeindeversammlungen vom 3. Juli 1981 ergaben denn auch ein überwältigendes Votum zugunsten der Trennung, um am 14. September 1982 hiess der Grosse Rat ohne Gegenstimme das Dekret über die Bildung der Einwohnergemeinden Arni und Islisberg gut. Mit der Genehmigung der für die beiden Einwohnergemeinden geltenden Gemeindeordnungen durch den Regierungsrat vom 22. November 1982 war die lange Phase des Trennungsverfahrens vollzogen.

Die derart gewonnene politische Eigenständigkeit, insbesondere aber auch die jährlich stark anwachsenden Bevölkerungszahlen (1981: 689, 1985: 795, 1988: 862 Einwohner) – Arni liegt im Einzugsgebiet der Grossagglomeration der Stadt Zürich – verbunden mit einer regen privaten Bautätigkeit, erforderte die Neukonzeption öffentlicher Anlagen und Bauten. Die zunehmende "Zürichbezogenheit" von Dorfbewohnern und Neuzuzügern liess immer mehr die Erkenntnis aufkommen, eine entsprechende heterogene Einwohnerschaft liesse sich nur dann sinnvoll in einer Dorfgemeinschaft integrieren, wenn kulturelle Begegnungsstätten geschaffen würden, an welchen alle Dorfbewohner teilhaben könnten. In diesem Geiste wurde das seit 1975 geplante und seit 1981 konkret ausgestaltete Bauprojekt für ein Gemeindezentrum, verbunden mit der gestalterisch sinnvoll ins Gesamtbild eingefügten ökumenischen Johannes-Kirche der Dorfbevölkerung übergeben. Die Einweihung dieses Zentrums der öffentlichen, kulturellen und besinnlichen Begegnung wurde mit einem "Arni-Fäscht" anfangs September 1983 feierlich begangen. Als Ergänzung zum Kirchenbauprojekt erfolgte 1985 die Gestaltung eines gemeindeeigenen Friedhofs im Bereich des Gemeindezentrums.

Entsprechend seiner geographischen Lage steht Arni in der selben Gefahr wie die angrenzenden Gemeinden, von den zunehmenden Verkehrsströmen von und in die Agglomeration Zürich oder vom anwachsenden Siedlungsdruck aus diesem Raum überschwemmt zu werden. Nach dem Mahnwort des Niklaus von Flüe "machet eure Grenzen nid zu wit" zählt deshalb die anstehende Neuregelung der Bau- und Zonenordnung, verbunden mit dem Abschluss des Vermessungswerks und der Einführung des Grundbuchs zu den vordringlichsten komunalen Aufgaben. Es gilt damit, historisch sinnvoll Gewachsenes und Bewährtes zu erhalten, das Wachstum in kontrollierten Bahnen verlaufen zu lassen, damit die heutige Einwohnerschaft wie deren Nachkommen gleichermassen Bezug finden zu unserem Dorf als wahre und liebenswerte Heimat.


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